Im Rahmen der Masterarbeit von Helma Janssen kam es zu einer Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Emden. Für die Ausstellung "Otto Mueller – Natürlich Nackt" (4.6.–25.9.2016) entwickelte Helma u.a. partizipative Angebote die im Folgenden kurz vorgestellt werden.

 

In unzähligen Werken blieb der Expressionist Mueller seinem Hauptmotiv "Der Akt im Freien" treu. Er malte draußen – an der Ostsee oder auch mit seinen Brücke-Freunden Kirchner und Heckel an den Moritzburger Teichen bei Dresden. Muellers Sehnsucht nach dem Einklang zwischen Mensch und Natur manifestierte sich in seinen Werken. So entstand die Idee, dieser Sehnsucht einen Ort zu schenken: MUELLERS  SOMMERINSEL. Es soll ein VERWEILORT sein, der BesucherInnen, Vorbeiziehende und EinwohnerInnen der Stadt Emden einlädt, auf der Sommerinsel innezuhalten. Getragen von der Idee, dass das Museum des 21. Jahrhunderts auf die Menschen zugehen sollte. Die Kunsthalle Emden wagt damit den Schritt vor die eigene Tür und begibt sich in den öffentlichen Raum. Der französische Philosoph und Soziologe Henri Lefebvre begreift mit seinem Raumverständnis öffentlichen Raum als ständiges "Wiederaushandeln sozialer und räumlicher Beziehungen" in dem "Räumlichkeit, Pluralität und die Möglichkeit zur freien Interaktion und Teilhabe eine große Rolle spielen." Es geht auch darum, dass das Museum in der Gegenwart neue soziale Räume schafft.

Um die Teilhabe der BesucherInnen innerhalb der Otto Mueller Ausstellung zu fördern, entstand die Idee einer partizipativen Klangcollage. Das partizipative Sammeln ist ein häufig genutztes Werkzeug der Kunsthalle Emden. Die OstfriesInnen wurden aufgerufen ihre Lieblingsnaturgeräusche mit dem Smartphone aufzunehmen und an die Kunsthalle Emden zu senden. Außerdem gab es an der Leuchtwand im "Labor im Museum" eine Anregung zur Sammlung der Lieblingsgeräusche der BesucherInnen. Die fertige Klangcollage wurde Teil der Ausstellung und bot eine auditive Ebene zu Muellers Werk. Parallel konnte man sich die Klangcollage draußen auf der Sommerinsel digital via QR-Code anhören. Dadurch entstanden an zwischen Muellers Werk und den Naturtönen "Wechselbeziehungen zur gegenwärtigen Wirklichkeit".

Wenn man das Museum als Lern- und Erfahrungsort betrachtet, geht es auch um das Herstellen von Bezügen zur Gegenwart. Wir leben in einer komplexen Welt die von vielen Widersprüchen geprägt ist. Im Kunstmuseum gibt es oft nur eine Perspektive auf das künstlerische Werk – nämlich die kunsthistorische. Dabei wären hundert andere Perspektiven möglich. In der Hörstation werden den Besuchern SUBJEKTIVE EXPERTENMEINUNGEN auf das Muellers Werk  "Zwei Badende Mädchen" angeboten. Zum Beispiel aus Sicht einer Psychologin, einer Restauratorin oder auch verschiedene Ost/West-Perspekiven zum Thema FKK. Entspannt konnte man sich auf die Strandstühle setzen und die subjektiven Sichtweisen auf sich wirken lassen.

MUELLERS MEGA PUZZLE: Das Werk "Knaben vor zwei stehenden und einem liegenden Mädchen"zur Sammlung der Kunsthalle und hat damit eine besondere Bedeutung für das Haus. Mit dem Gedanken, dass ein Kunstwerk die Kraft eines Katalysators hat, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, entstand die dieses Gespräch durch ein Riesenpuzzle zu befördern. Das Mueller Mega Puzzle ist 120x160 cm groß und befand sich direkt vor dem Original (siehe Fotos) und kann mit mehreren BesucherInnen von Groß bis Klein gepuzzlet. Das Puzzle verstärkt die Kontaktzone und das Potenzial für eine Begegnung zwischen Kunst und BesucherInnen.